Konnichiwa, Tokyo!


Ende November, mein Visum für Bali läuft aus und ich muss ins Ausland, um danach ein Neues zu erhalten. Wieso also nicht einen langen Traum erfüllen, und nach Japan fliegen, wenn man eh quasi um die Ecke ist? In das Land der aufgehenden Sonne kommt man zwar auch von Deutschland, die Gelegenheit war aber perfekt. Tokyo, die größte Metropolregion der Welt, bekannt für eine sehr eigene Kultur und gutes Essen. Hochhäuser, ein perfektes Ubahnnetz und 34 Millionen Menschen, wovon die meisten Männer über 40 sind und Anzug tragen, da sie durchgehend arbeiten. Trotzdem, kein Wunsch bleibt hier unerfüllt. 



Darum ging es am 16.11.2016 abends in den Flieger von Bali über Jakarta nach Japan. Begleitet wurde ich von Alex, die sich spontan dazu entschlossen hat, ein ganz anderes Asien ebenfalls mal sehen zu wollen. Schon im Flughafen Haneda in Tokio war abzusehen, dass einiges hier anders ist. Diese Seite wird ein bisschen umfangreicher, da ich über jeden Tag etwas schreiben werde. 


Tag 1

Das Wetter erinnert an Herbst in Europa, braune Blätter und kalter Wind. Angenehm, wenn man ansonsten seit 3 Monaten in der brütenden Hitze saß. Unser Hotel, was wir über Airbnb gefunden haben, liegt im Stadtteil Ryogoku, und ist klein, teuer, sauber und angenehm. Schwer zu finden war es auch, was daran liegt, dass die meisten Schilder japanisch sind. 


Nach einer Verschnaufpause im Hotel haben wir uns auf den Weg nach Akihabara gemacht, die "Electric City" Tokyos, wo neben viel Elektronik auch gefühlt tausende Spielhallen und Anime Shops stehen. Verkleidete Mädchen an jeder Ecke, die einen ohne zu zögern mit japanisch bombardieren. Es stört sie auch nicht, wenn man offensichtlich kein Wort davon versteht. Die Läden hier verkaufen hauptsächlich Spielkarten, Mangas und kleine Perversereien, die den vielen jungen Männern hier wohl gut gefallen. Wir waren übrigens gefühlt die einzigen Europäer in der gesamten Stadt. Stört aber auch keinen, denn die meisten schauen wie gefesselt auf ihr Telefon, selbst beim essen, laufen oder reden. 


Abends ändert sich die Szenerie, Menschen überall, laute Spielhallen und gutes Essen an jeder Ecke. Der Lärm ist allgegenwärtig, jedoch einfach faszinierend. 


Nach einer Runde durch Akihabara war der erste Tag auch schon vorbei. 


Tag 2

Tag zwei, ausgeschlafen und einsatzbereit. Eine Freundin, die auch gerade in Tokio ist, und ihr Freund, starteten heute gemeinsam mit uns. 


Unser erstes Ziel war der kaiserliche Palast im Zentrum, der aber dummerweise immer montags und freitags geschlossen ist. Wir kommen wieder! Daraufhin sind wir zu Fuß durch das Banken- und Regierungsviertel gelaufen. Mit der U-Bahn ging es weiter nach Shibuya, einem schrill bunten Viertel mit tausenden Restaurants, Läden und vielen Menschen. 


Erstes Ziel war der Sushi Laden Uobei, den ich auf einem Blog entdeckt habe. Hier wird das Sushi per Tablet bestellt und kommt auf einem kleinen Tablett auf Schienen an den Platz gefahren. Abgerechnet wird am Ende. Das Essen war richtig lecker! 


Mit vollem Bauch ging es weiter durch die bunten Straßen, durch große Shoppingmalls und kleine Läden. Die Diversität ist beeindruckend, und an jeder Ecke entdeckt man etwas Neues. Genau wie in Harajuku, nördlich von Shibuya, wo eine ganze Straße voll mit Menschen und kleinen Läden die Massen angelockt hat. Danach war erst mal eine Pause im Hotel notwendig. 

Danach haben wir uns abends wieder in Akihabara getroffen, um das zu tun, was man in Japan getan haben muss: ein Maid Cafe besuchen. Hier wird man von jungen Japanerinnen in Dienstmädchenkostüm bedient, die das möglichst niedlich angerichtete Essen und Trinken so süß und unterwürfig wie möglich servieren. Das ganze wird von Gesang, bunten Lichtern und viel Plüsch umrundet. Der absolute Wahnsinn, man kommt nicht aus dem Staunen heraus. Zwar etwas teuer, aber definitiv das Geld wert.. Fotos durfte man leider keine machen. 


Danach noch ein bisschen durch die tosenden Spielhallen gelaufen, schon war der zweite Tag vorbei. 


Tag 3

Nach dem Ausschlafen ging es früh morgens um 11 Uhr Richtung Shinjuku. Unterwegs wieder eine Rolle Sushi aus dem Supermarkt zum Frühstück, und der Tag ist gerettet. In Shinjuku ist ein großer Park, in dem der Meiji-Schrein steht, ein heiliger Ort für die Japaner. Es war ziemlich kalt, deswegen mussten wir uns dick anziehen. Der Park war sehr sauber und grün, und der Schrein beeindruckend. Wir durften außerdem zwei Hochzeiten beobachten, die zufälligerweise stattfanden. Die traditionelle Kleidung ist sehr hübsch. 


Nach dem Schrein ging es weiter zum Governmental Building, wo wir auf die Aussichtsplattform wollten. Dummerweise arbeiten die Menschen hier samstags ebenfalls nicht, wieso wir vor geschlossenen Türen standen.. Wir kommen auch hier wieder! 

Danach gingen wir weiter durch Shinjuku, zwischen Hochhäusern und kleinen Gassen, japanischen Schildern und Weihnachtsschmuck. Durch die Hitze von Bali haben wir schon völlig vergessen, dass bald schon Dezember ist. In den großen Malls ein wenig gestöbert, anschließend in einem kleinen Laden noch Wintersachen gekauft, um nicht zu erfrieren. Auch sehr praktisch für die Heimreise nach Deutschland Ende Dezember! 
Dann gab es noch lecker Pizza und Wein, bis wir uns abends zu unserem heutigen Highlight, dem Roboter Restaurant, aufgemacht haben.. Ich kannte das bereits aus einigen Beiträgen im TV und Youtube, aber dass es so verrückt wird, hätte ich nie gedacht. Und es war vollkommen sein Geld wert. 
Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Es war einfach ein Overflow an Musik, Licht, Robotern, Tieren, Kämpfen und null Story. Es war einfach.. Faszinierend! 3 verschiedene, unabhängige Showparts, von denen der zweite mein Favorit war. Hier wurden die friedlichen Wald- und Seebewohner von bösen Robotern attackiert, was in einem Kampf mit Lasern, Panzern, Dinosauriern, Spinnen und Maschinengewehren ausgeartet ist. Es war laut, es war schrill, es war der Wahnsinn. Nach Ende sind wir noch durch die Goldengai gelaufen, eine kleine Gasse mit noch kleineren Bars, in denen jeweils nur 5 bis 10 Leute Platz hatten. Viele waren aber exklusiv für Japaner oder wollten hohen Eintritt, weshalb wir es gelassen haben, hier etwas zu trinken. 

Nach diesem irren Abend und circa 20 gelaufenen Kilometern war das Gehirn und der Körper auch bedient und wir sind nach Hause. 

Tag 4

Heute ging es erneut zum kaiserlichen Palast, um endlich in den Genuss des Innenhofes zu kommen. Der Eintritt war frei und das Wetter genial. Also liefen wir durch die kaiserlichen Gärten und haben es uns anschließend auf der Wiese in der Mitte gemütlich gemacht, die fast wie Kunstrasen wirkte. Dieses Areal liegt genau im Zentrum, was wirklich genial aussieht, da es von Hochhäusern umrundet ist. Nach einem kurzen Mittagsschlaf in der Sonne wurde es spannend für uns, denn die Eulen haben schon auf uns gewartet. 

Eulen? Was für Eulen, fragt ihr euch? Lebendige Eulen, die man in einem Café besuchen kann. Der Fokus liegt dabei natürlich etwas mehr auf den Tieren als auf dem Kaffee, aber es lohnt sich einfach sehr. In dem Café war ein großer Raum, den sich 6 Vögel geteilt haben. Sie waren zahm und man konnte sie streicheln und auf die Hand setzen. Ein schönes Gefühl, denn sie sind wahnsinnig flauschig. Die kleinste Eule war 7 Monate alt und total verspielt, die älteren Eulen waren riesig und wogen bestimmt mehrere Kilo. Es waren auch 6 verschiedene Arten vertreten. 35 Minuten konnte man die Tiere genießen, danach hatten sie wieder ihre wohlverdiente Ruhe. 


Auf dem Weg weiter sahen wir einige Menschen im Kreis stehen und haben uns gewundert, was los ist. Aber dann haben wir es gesehen: ein Mann, der seine 8 Perserkatzen in einem Kinderwagen durch die Straße schiebt. Sie saßen alle entspannt im Wagen und haben sich gerne streicheln lassen. Diese Stadt ist verrückt. 

Danach ging es weiter durch Harajuku Richtung Hasencafe. Ja, Hasen. In diesem Café konnte man kleine Hasen streicheln, füttern und mit ihnen spielen. Bevor wir dort aber hinein konnten, mussten wir 30 Minuten warten, die wir uns im gegenüber liegenden Katzencafe vertrieben haben. Auch hier, ein nett eingerichteter Raum, in dem 6 Katzen frei herum gelaufen sind. Man konnte sie füttern, streicheln, beobachten, mit ihnen spielen.. Die Café-Besitzerin ließ ihre Babies nicht aus den Augen und hat sich liebevoll um sie gekümmert. Es war so schön zu sehen, wie glücklich sie mit ihren Tierchen ist. 

Das Hasencafe war auch sehr spaßig, es waren viele Käfige mit verschiedenen Hasen, denen man Gemüse geben konnte und sich einen zum Spielen aussuchen konnte. Sie waren sogar stubenrein und sind zum pullern auf einen Pott. 

 

Keine Sorge, in allen Cafés hatte ich keine Zweifel, dass es den Tieren irgendwie schlecht geht. Sie waren alle fit, wohl ernährt und die Mitarbeiter haben sehr aufmerksam auf sie aufgepasst. Es war alles sauber und aufgeräumt. 

Nach diesem sehr schönen Tag mit lauter süßen Tieren gingen wir noch etwas essen, und relativ früh ist Bett, da am nächsten Tag ein Besuch im Disneyland geplant war. 


Tag 5

Heute war ein weiterer schöner und interessanter Tag, denn es ging in das weltweit einzigartige Disneyland Sea, das quasi eine Erweiterung des normalen Disneyland darstellt. Wir wurden in die bunten Welten von Aladdin, Indiana Jones, Nemo, Atlantis, Arielle und Toy Story entführt. Trotz Montag und trübem Wetter war der Park brechend voll und wir mussten bei vielen Attraktionen und Bahnen lange anstehen, was sich aber wirklich gelohnt hat. Kindheitserinnerungen wurden wach, als wir die alten Filme neu erkundet haben. Schöne Showprogramme und ein Feuerwerk haben das Ganze perfekt abgerundet. Es war alles so gut aufgebaut, dekoriert, animiert und von den Angestellten geprobt, es war einfach wunderschön. 


Der Park ist dieses Jahr 15 Jahre alt geworden, was uns einige extra Attraktionen und Shows beschert hat. Außerdem war der Park weihnachtlich eingerichtet und beleuchtet, was mir erst wieder vor Augen geführt hat, dass es ja schon bald so weit ist. Auf Bali vergisst man das einfach, da es durchgehend heiß ist. Naja. Ich habe wahnsinnig Lust auf Glühwein, Spekulatius und Weihnachtsmarkt bekommen, worauf ich dieses Jahr aber wohl oder übel verzichten muss. Dafür habe ich ab übermorgen nochmal 5 Wochen tropische Hitze und Strand, ich möchte nicht meckern...


Tag 6

Heute begann unser Tag sehr früh und wackelig. Um 6.02 Uhr hat ein Erdbeben Japan mit einer Stärke von 7.3 erschüttert. Das Bett hat laufen gelernt, stehen was quasi unmöglich und alles hat vibriert. Japaner sind Erdbeben aber gewöhnt, deswegen sind die Häuser alle sehr stabil gebaut. Nichts ging kaputt und keiner wurde verletzt, Glück gehabt. Immer wieder beeindruckend, was die Natur für eine irre Kraft hat. 


Wir konnten danach noch ein wenig schlafen und haben uns dann nach Roppongi aufgemacht, einem schicken Viertel im Zentrum a la Hollywood. Hier hatte man auch einen netten Blick über die Stadt. 


Nachdem wir das genossen haben, sind wir weiter Richtung Tokio Tower, der aussieht, wie eine Kopie des Eiffelturms. Ist aber keine. Von nahem sah der Turm mittelmäßig spektakulär aus, weshalb wir schon bald weiter sind. 

Wir haben dem Governmental Building die Rückkehr versprochen, und die haben wir heute geliefert. Völlig gratis darf man hier ins 45. Stockwerk mitten in Tokio fahren. Die Aussicht war gigantisch, und man konnte sehen, was für ein Dunst über der Stadt lag. Den Mount Fuji konnte man deswegen leider nicht am Horizont erkennen. 


Nach diesem tollen Ausblick haben wir uns auf dem Weg ins Hotel für eine Pause gemacht. Nach einem kleinen Schlaf gingen wir noch in einem schönen japanischen Restaurant Sushi essen, so gut, wie ich es noch nie erlebt habe. Der Fisch war einfach so frisch! Dort saßen wir ein bisschen und haben uns danach nach Hause aufgemacht, da es am nächsten Tag nach Bali zurück geht und wir noch packen mussten. 


Tag 7

Letzter Tag, schnell ging es vorbei. Pünktlich um 11 Uhr haben wir ausgecheckt und uns auf den Weg zum Tokio Skytree gemacht, einem Aussichtsturm mit über 600m Höhe. Wir sind aber nicht nach oben gegangen, da wir die Aussicht ja schon gratis hatten und nicht nochmal ca. 20 Euro dafür zahlen wollten. Vor dem Tower haben noch Straßenkünstler beobachtet, die eine richtig gute Show gemacht haben. 


Danach ging es mit der Bahn weiter nach Ueno, einem Stadtteil der etwas traditionelleren Art. Hier wurde auf den Straßen noch wie in Bali die Ware im Basar-Style auf der Straße ausgestellt, gerufen und verhandelt. Viele Menschen waren unterwegs und haben hier eingekauft. 

Letzte Station für heute war das Kawaii Monster Café in Harajuku. Kawaii ist japanisch für süß, und das war es dort in einer besonderen Art und Weise auch. Alles bunt, leuchtend und die Kellner witzig verkleidet. Das Essen war ebenfalls unglaublich bunt gefärbt und gezuckert. Eine seltsame Show hat das Ganze abgerundet. 

Danach waren wir auch ziemlich platt und haben uns auf den Weg zum Flughafen gemacht. Damit ist das Tokio-Abenteuer auch schon vorbei. Danke Tokio, für diese schräge Zeit mit viel Anime, bunten Lichtern, beheizten Toiletten und einem Erdbeben. Es war toll, und man sieht sich bestimmt wieder. Doch jetzt wartet erst einmal wieder Bali. 

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