Der alltägliche Wahnsinn auf den Straßen


Wenn man fahren lernt, dann hier..


Eins vorweg: Wer denkt, er wäre ein guter Fahrer, wird sich das hier noch einmal ganz genau überlegen, denn selbst der schlimmste Berufsverkehr in Deutschland kommt nicht dem hier nahe, was täglich auf den Straßen unterwegs ist.

 

Nicht nur Autos und hunderte Roller tummeln sich auf den Straßen, auch mobile Imbissstände, Menschen, Hunde, und wenn man etwas aus der Stadt herausfährt, sogar Affen und Hühner. 

 

In Indonesien herrscht Linksverkehr, also schon einmal die erste Hürde, die man als deutscher Fahrer nehmen muss. 

 

 

Eine nette Rahmenbedingung zum fahren: Generell ist es brennend heiß, also wenn man steht, wird man quasi gekocht. Mit Fahrtwind geht es. Ab und zu beginnt es auch zu regnen, dann erliegt der gesamte Verkehr, da alle anhalten, um Regencapes anzuziehen, was immer amüsant aussieht. Was ich nicht verstehen kann, ist, wie manche Balinesen bei 35 Grad und voller Sonne in Lederjacke, Jeans und mit Handschuhen durch die Gegend fahren, ohne zu schwitzen.

Weitere Hindernisse: Die Autos, total überladene Roller und LKWs mit circa 10m Beladung nach oben plus Mannschaft, die darauf sitzt.

Man selbst ist hauptsächlich auf dem Scooter unterwegs, da man ansonsten permanent im Stau stehen würde. Das merkt man leicht beim Taxi fahren, wenn man für eine Strecke von nur 5km knapp eine Stunde unterwegs ist. Als schnelle Alternative bietet sich das Ojek an, ein Rollertaxi, bei dem man sich gemütlich hinten drauf setzt.

Für selbst fahren bietet sich, wie gerade erwähnt, eigentlich nur der Scooter an. Kaum auf der Straße, fließt man eigentlich auch schon direkt mit dem Verkehr mit. Es wird gehupt ohne Ende, so dass man bereits nach einigen Tagen dafür quasi taub geworden ist. Wenn man es nicht selbst schafft, sich einzuordnen, helfen einem Securities am Straßenrand, die für einen den Verkehr aufhalten. Autos dienen beim Abbiegen als "Schutzschild", hinter denen man sich mit dem Roller verstecken kann.

 

Allgemein muss man hier sehr aggressiv fahren. Permanentes Drängeln im Verkehr und durchschlängeln an Ampeln ist hier sogar erwünscht. Wenn kein Platz auf der Straße mehr ist, wird auch gerne mal auf den Gehweg ausgewichen, der Roller hat ja Platz. Generell gilt der Grundsatz: Jeder ist für den Bereich vor sich verantwortlich. Man muss den Blick nach vorne richten, und sehen, dass man nicht geschnitten oder ausgebremst wird. Genau so machen es dann ebenfalls die Fahrer hinter einem, und das geordnete Chaos kommt voran.

Tanken kann man an vielen der unzähligen, kleinen roten Wägelchen, auf denen "Bensin" steht. Für knapp 50 Cent pro Liter kann man hier nostalgisch per Handpumpe betankt werden. Alternativ gibt es Benzin aus der Absolut-Wodka-Flasche für den selben Preis, das ist aber eher als Notfall gedacht. Tankstellen, wie wir sie kennen, gibt es auch, aber relativ selten.

 

Die Polizei, dein Freund und Helfer, ist in Bali etwas anders drauf als in Deutschland. Polizisten in Indonesien werden sehr schlecht bezahlt, weswegen sie gerne ihr Gehalt am Budget unvorsichtiger Urlauber aufstocken. Sie warten gerne an Kreuzungen oder vor Polizeistationen, winken heraus und geben Strafzettel für Fantasievergehen, wenn man nichts wirklich angestellt hat. Die Geldstrafen sind sehr willkürlich und verhandelbar. Als beste Alternative bietet sich an, sich ein zweites Portemonnaie einzustecken, in dem nur Führerschein, 50000 Rupien und noch ein paar weitere Dinge drin sind, die das Ding authentisch erscheinen lassen. Bei einer "Kontrolle" nimmt man einfach das zur Hand, und sagt, man hat gerade nicht mehr Geld dabei. Oft bleibt es dann bei dieser relativ kleinen Summe. Wenn man den dicken Geldbeutel auspackt, dann braucht man sich nicht wundern, wenn der Polizist die ganze Kohle möchte, die er sieht.

 

Allerdings dauert es wirklich nicht lange, bis man sich an den verrückten Verkehr hier gewohnt hat. Als Rollerfahrer macht es inzwischen sehr viel Spaß, und man lernt schnell, dass man alle gewohnten Regeln brechen muss, um voran zu kommen. Schaut euch gerne dazu die beiden Videos unten an, die in dreifacher Geschwindigkeit meinen Weg zur Uni und von der Uni heim dokumentiert haben.

 

Auch als Fußgänger gilt das Motto "Augen zu und durch!". Wenn man über die Straße will, muss man einfach die Hand heben und mutig vor den Rollern und Autos über die Straße laufen. Natürlich wird man angehupt, aber damit muss man hier einfach leben können.. ;) Keiner würde es aber provozieren, hier einen Fußgänger anzufahren. 


Hinweg zur Uni

Morgens herrscht noch relativ wenig Verkehr.

Rückweg von Uni

Mittags sieht das schon etwas anders aus..



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